Schloss Radibor

WILLKOMMEN

„Ein würdevolles Baudenkmal im sorbischen Teil der Oberlausitz zeugt von der wechselhaften Baugeschichte durch die Familien von Minckwitz, von Schack, von Einsiedel (später von Welck) und anderen – insgesamt 30 Vorbesitzern. Doch seit 1945 geplündert, unterhielt die DDR bis 1971 dort verschiedene Lehrstätten, bis es 1989 zum Lager degradierte und ab dann immer mehr verfiel. Das Schloss liegt bis heute wie ein Patient auf der Intensivstation. Seit 2021 zum ersten Mal seit 1945 wieder in familiärem Besitz, wurde es zunächst akribisch untersucht und mit Notsanierungen begonnen. Die Spurensuche ergab viele erhaltene Relikte aus Renaissance, Barock, Biedermeier, bis in die 1950er Jahre. Die bauhistorischen Untersuchungen durch das Landesamt für Denkmalschutz halten derzeit an. Tauchen Sie in unsere Dokumentation ein, folgen Sie dem virtuellen Rundgang und schauen Sie mit uns zu den Planungen und dem Baufortschritt.“

GALERIE

PROJEKT

HISTORISCHE SITUATIONEN

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Vermutliche Bauhistorie

Die bauliche Entwicklung von 1400 bis heute

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1854

Leicht idealisierte Darstellung von 1854.

Graf-Clemens-von-Einsiedel

1854

Clemens v Einsiedel.

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1856

Pavillion West

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1856

Gutshof

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1874

Katholische Pfarrkirche

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1859

Schlossansicht, aus: "Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen", bearbeitet von Heilbronner, F.

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1906-08

Kondrad Klemm, Südansicht

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1906-08

Konrad Klemm, Kutschvorfahrt mit Tor und Schloss

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1908

Konrad Klemm, Pavillon mit Orangerie

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1908

Detail des Portals mit den Figuren der Fortidudo (Tapferkeit) und der Minerva mit Gorgonenschild

6353b508afc16610ddf20ec6_1906-08 Walter Möbius, Torhaus mit Wallhäusern

1906-08

Walter Möbius, Torhaus mit Wallhäusern

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1920

Johannes Meister, besterhaltene Ansicht der historischen Kamine im Dach, historisches Portal und historische Fenster aus Südwest.

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1926

Unbekannter Fotograf, Radiborer Osterreiter

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1930er

Unbekannter Fotograf, Belletage, E215- Eckzimmer Südwest, Blick West

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1930er

Unbekannter Fotograf, E215- Eckzimmer, Blick Nordost

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1930er

Unbekannter Fotograf, Belletage, E214 Blick in Eckzimmer E215 nach Süd

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1930er

Unbekannter Fotograf, Belletage, E203 Hauptsalon, Blick nach Süd

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1930er

Unbekannter Fotograf, EG, E120 Eckraum Südwest, Arbeitszimmer, Blick Nord

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1930er

Unbekannter Fotograf, EG, E120 Eckraum Südwest, Arbeitszimmer, Blick West

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1930er

Unbekannter Fotograf, E106 Eingangshalle, Blick nach Nordwest

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1930er

Unbekannter Fotograf, EL06 Eingangshalle, Blick nach Ost

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Plan von 1934

Ein bogenförmiger Graben grenzt als Aha das Grundstück ab. Das Schlossvorfeld ist symmetrisch abgezäunt. Der Eiskeller ist mit Mauer eingefriedet. Es existieren viele kleine Einzelteiche im Norden

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1934

Katholische Pfarrkirche

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1934

Reiter und Schloss, Westansicht

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1937

Walter Möbius, Südostansicht, die historischen Kamine fehlen bereits

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1937

Katholische Pfarrkirche

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1939

Fotograf unbekannt, Treppenhalle mit Kreuzstockfenster

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1940

Herold, R. - Südfassade aus Südwest

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1949

Fotograf Kurt Heine, 4 Jahre nach Enteignung ist das Schloss neu renoviert und wird mit umfassender sorbischer Kunstausstellung als Ort der Lehrerausbildung eingeweiht.

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1949

Portal ist noch zu sehen, wird aber in diesem Jahr aus unbekannten Gründen abgeschlagen, die historischen Schornsteine fehlen bereits (wahrscheinlich seit 1930 wegen Heizungseinbau)

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1949

Heine, K. - Lehrer und Schüler vom Schloss

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1949

Eingangshalle, Flügeltüre mit zwei Wandnischen. Dielen-Fußboden mit Holz-Estrich überformt

Schloss Portal

bis 1949

Portalfiguren der Fortitude und Minerva mit Einsiedel-Wappen

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1950

1950, historisches Portal schon abgerissen

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1950er

Schlossar, H. K. - Wandbild, Bauerndelegation bei der ersten sozialistischen Künstlerbrigade, 800cm x 300cm.

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1952

Blick vom Kirchturm

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1960

Heine, K. - Sorbische Schule Schloss Radibor

BESITZER UND NUTZUNG

(Seit 1397)

BLOG & PRESSE

Neue Pläne für Schloss Radibor

15/07/2021, Sächsische Zeitung

FÖRDERUNG

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Sigismund Behr, Bürger von Budissin
‍1397

Radibor (sorbisch Radwor) war schon vor vielen Jahrhunderten so genannt als Ratshof oder Gerichtsstätte. Sie älteste sichere urkundliche Erwähnung stammt von 1397. In diesem Jahr wird Sigismund Behr, Bürger von Budissin, als Besitzer des Ortes genannt und nennt sich selbst in einer Urkunde „Patron und Collator“. Er gründet 1397 die Kapelle zum Heiligen Kreuz, während die neben dem Schloss stehende Pfarrkirche wohl schon seit 1270 besteht. Nach dem Aussterben der Familie Behr i.J. 1440 fällt Radibor als erledigtes Lehn an den Lehnsherren zurück. Die Herrschaft über Radibor war kein freies Eigentum, sondern zu Lehnen gegeben. Lehnsherr war nicht, wie sonst üblich, der Landesherr, also Markgraf der Oberlausitz, sondern unter ihm (als Zwischeninstanz) ein sog. Afterlehnsherr; das waren die Herren v. Bieberstein.

Hans von Bolberitz zu Radibor (als Rittersitz)
1441

1440 folgt als Besitzer – etwa auf die Dauer von 150 Jahren – die Familie v. der Planitz (die sich damals Plaunitz schrieb). Erwähnt als Rittersitz

Derer von Plaunitz
1460

Vererbung nach 29 Jahren an seine Söhne.

Johannes & Leonhard von Plaunitz
1489

Vererbung nach 40 Jahren an seine Söhne.

Johannes & Heinrich von Plaunitz auf Rattwitz und Radibor
1529

In deren Besitzzeit fiel die Reformation, der sich der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise angeschlossen hatte. Es kam zum Schmalkaldischen Krieg, einem Religionskrieg, den Kaiser Karl V. 1546/47 gegen die im Schmalkaldischen Bund zusammengeschlossenen protestantischen Machte führte. Seine Folgen wirkten sich auch auf Radibor aus; Kaiser Karl V. hatte über die protestantischen Fürsten, darunter den Kurfürsten von Sachsen, die Reichsacht verhängt und den König Ferdinand von Böhmen mit deren Vollstreckung beauftragt. Dieser verlangte von den im Lausitzer Sechs-Städte-Bund zusammengeschlossenen Städten Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban, Löbau und Zittau, ihn mit Geld und Hilfstruppen zu unterstützen. Da sie dies nur widerwillig, weil gegen die eigenen Glaubensgenossen gerichtet, und damit nicht schnell und nicht ausreichend genug taten, wurde 1547 in Prag über die sechs Städte ein strenges Gericht gehalten. Zu den – den Lausitzer Städten auferlegten – Strafgeldern gehörte auch eine „ewige“ Biersteuer. Diese Belastung des städtischen Braugewerbes machten sich die adligen Grundherren zunutze und errichteten auf ihren Gütern Brauereien. So entstand auch die Schlossbrauerei zu Radibor im Torgebäude, dabei eine Schankstube. Wegen des Bierausschanks in Radibor hat es dann verschiedentlich Rechtsstreitigkeiten mit der Bautzener Brauerei gegeben.- Ein Beispiel, wie sich historische Ereignisse auch auf örtliche Verhältnisse auswirken können. Vererbung nach 28 Jahren an seinen Sohn

Christoph von Plaunitz
1557

Etliche Versuche des Gutsherrn Hans von Plaunitz, die evangelische Konfession durchzusetzen, wurde von Kaiser Maximilian II. 1575 verboten. Dessen Nachfolger Rudolf II. unterstützte persönlich während seines Aufenthaltes in Bautzen 1577 die Einsetzung eines katholischen Geistlichen in Radibor. Auch 1600 griff der Kaiser zugunsten eines katholischen Geistlichen ein. Nach vier Generationen Familienbestiz der Plaunitz (129 Jahre) Verkauf.

Christoph von Haugwitz
1598

Nach 16 Jahren Verkauf

Christoph von Minckwitz
1605

In die Besitzzeit der Familie v. Minckwitz (1606-1685) fiel der Radiborer Kirchenstreit. Nach dem damaligen Grundsatz „cujus regio, ejus religio“ war bei der Besitznahme durch Christoph v. Minckwitz Radibor fast ganz evangelisch, weil der Landesherr evangelisch war. Die Gegensatze zwischen dem katholischen Kaiser, dem Habsburger Rudolph II.; und den evangelischen Landesherren mit wechselvollen Kämpfen wirkten sich auch auf die Besetzung der Pfarrstelle in Radibor aus. So gab es mal einen evangelischen Pfarrer und dann wieder wie bisher einen katholischen. In einem Bericht über diese Zeit (1605) heißt es, Christoph V. Minckwitz habe von Kaiser Rudolph II. die Erlaubnis erbeten, einen evangelischen Pfarrer in einer der beiden Radiborer Kirchen einzusetzen. Der Kaiser aber habe diese Bitte abgeschlagen mit der Begründung, „dass es eine Neuerung sei und von jeher in Radibor ein katholischer Pfarrer gewesen sei“. Die kaiserliche Verweigerung der Reformation war Inhalt einer Beschwerde, welche die Oberlausitzer Stände 1619 gegen Kaiser Ferdinand II. erhoben. Sie klagten in der Beschwerdeschrift: „Christoph von Minckwitz zu Radibor habe keinen evangelischen Pfarrer in die dortigen beiden Kirchen setzen dürfen, sondern müsse mit den Seinen und seinen Untertanen auf eine Meile Weges in eine evangelische Kirche reisen.“
Kaiser Ferdinand II., zugleich König von Böhmen, hatte – seit 1620 mit dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. verbündet diesem für dessen Hilfe die pfandweise Überlassung der Ober- und der Niederlausitz zugesagt. Da aber der Kaiser dem Kurfürsten die bei der Eroberung der beiden Lausitzer Lande entstandenen Kriegskosten nicht zurück erstatten konnte, wurden diese Landesteile dem sächsischen Kurfürsten vom Kaiser pfandweise abgetreten. Bedingung dabei war: In Sachen der Religionszugehörigkeit sollte sich nichts ändern. So ist Radibor ein katholisches Kirchdorf geblieben.
Christoph v. Minckwitz wollte jedoch die Reformation auf seinen Gütern durchsetzen und ließ nicht ab, die katholische Religionsausübung in Radibor zu unterdrücken. Nach einem Bericht soll er 1623 das Osterreiten in Radibor verboten haben. Dagegen wehrten sich mit Recht die Radiborer Bauern. Minckwitz ließ durch einen reitenden Boten militärische Hilfe aus Bautzen holen. Die Soldaten, die am Abend unter Führung eines Offiziers in Radibor eintrafen, verbrüderten sie sich aber beim Bier aus der Schlossbrauerei mit den Osterreitern. Christoph v. Minckwitz aber hatte, so entschied das Bautzner Gericht, als Verursacher den entstandenen Schaden zu bezahlen.

Radibor wird nach 35 Jahren vererbt an…

394a) Vgl. Knothe, Gesch.des oberlausitzer Adels v. 13 bis 16. Jahrhundert, Leipzig 1879. 87. Bd. 1 S.593 u564. Bd.2 S. 66.

Erentreich von Minkwitz
1640

1658 kam es erneut zur Schlägerei mit der Herrschaft. Die After-Lehnsgerechtigkeit der Güter erlischt durch Verzicht der Herren v. Bieberstein 1665 zugunsten des Kurfürsten von Sachsen als Markgraf der Oberlausitz dem die Güter nun lehnsrechtlich unterstehen. Auch dieses Lehnsverhältnis erlischt dann 1759, indem es auf Ansuchen des damaligen Besitzers, Friedrich- Wilhelm v. Schack gegen Ablösung von 1.000 Thalern in freies Eigentum überführt wird. Nach 35 Jahren wird Radibor vererbt an…

Georg von Minkwitz
1675

Erst unter Georg Christoph von Minckwitz waren die Differenzen 1675 ausgestanden. Radibor blieb die einzige katholische Kirchgemeinde in Sachsen mit evangelischem Grundherrn, wobei 1679 den 132 Katholiken 215 Protestanten gegenüberstanden. Nach drei Generationen Familienbesitz (70 Jahre) erfolgt am 22.11.1685 der Verkauf an …

Johannes Julius von Burkersroda
1685

Johannes Julius (+12.04.1690)
hinterließ die Güter seinem Sohn Heinrich Julius und seine Witwe Katharina Elisabeth geb. von Nostitz.

Heinrich Julius von Burkersrode
1690

Heinrich Julius (+Juli 1703)
Nach seinem Tod fielen die Güter an dessen Lehnsvettern.

Lehnsvettern
1703

Die Güter gelangten aber bald darauf wegen der starken Verschuldung der Lehnsvettern zur Zwangsversteigerung und wurden in derselben von der oben erwähnten Witwe von Johannes Julius von Burkersroda erworben.

Katharina Elisabeth geb. von Nostitz
1705

Die Güter gelangten aber bald darauf wegen der starken Verschuldung der Lehnsvettern zur Zwangsversteigerung und wurden in derselben von der oben erwähnten Witwe von Johannes Julius von Burkersroda erworben.

Friedrich Wilhelm von Schack
1707

Über die Familie v. Burkersroda kam Radibor mit den beiden Gütern Quoos und Bornitz als Vorwerke also in den Besitz von Friedrich-Wilhelm v. Schack, einen kaiserlich russischen Offizier. Am 15. Januar 1712 wird F. W. von Schack noch vom Kurfürsten belehnt. Er ist es aber, der ein Ansuchen auf Eigentum stellt, dem 1759 stattgegeben wird.
Der Großumbau zum Barockschloss (datiert 1709- 1719) wurde somit von Katharina Elisabeth u Friedrich Wilhelm von Schack begonnen. Letzterer bekommt nach 6 Jahren alle Güter übertragen. Es wird nun der Vorgängerbau angebaut zu einem in seinen äußeren Formen schlichtes zweigeschossiges Herrenhaus mit nahezu quadratischem Grundriss und einem Lichthof. Zwischen Eingangshalle und Lichthof befindet sich das palladianisch mit drei Bogenöffnungen belichtete Treppenhaus mit einer fünfläufigen Treppe, die den Zugang zum Obergeschoß vermittelt. Der Architekt ist (wie so oft) nicht überliefert. Vom Vorgängerbau (das „Wasserschloss“) wissen wir aus bauhistorischen Untersuchungen, dass dieser sich im niemals unterkellerten über dem Sumpf aufgemauerten Bereich (in der heutigen Nordwestecke) befand. Reste des Wassergrabens sind noch erkennbar. Der Bau sowie die barocke Erweiterung ruhen nicht auf Holzpfählen. Baugrunduntersuchungen 2021 ergaben, dass an den 5 Grabungsstellen keine Pfähle unter der Fassade vorgefunden werden konnten. Es ist nicht auf tragfähigen Boden gegründet, sondern “schwimmt“ auf einer trockenen Torfschicht. An der Stelle des äußeren Treppenaufgangs soll sich eine Zugbrücke befunden haben. (Anm. Bodenschürfungen im nächsten Jahr werden am Süd und Nordflügel nach Fundamentresten der vermuteten Zugbrücke fahnden.).
Der Nordeingang wird in die neue innere Barockachse verlegt. Alte Renaissance- Bauteile (Holzbalkendecke, alte Türstöcke) werden als Schalbretter oder anderes wiederverwendet und konnten teils geborgen werden. Der Dachstuhl wird dendrologisch Untersucht erst 1728, also 9 Jahre nach offizieller Datierung erbaut.. Die Schlossflügel werden um einen Innenhof geschlossen. Die Fassaden bekommen eine warmweiße gelbliche Farbfassung im Gliederungswechsel: Hierbei werden alle vier baulich leicht hervortretenden Mittelrisaliten/ Mittelteile in gelblicher Grundfarbe und Warmweiße Dekorfarbe gehalten. Die zurückgesetzten Seiten sind in Warmweißer Grundfarbe und gelblicher Dekorfarbe gehalten. Dies geht aus Fundstellen unter den 1854 angefügten Vordächern hervor unter denen die Barockfassade erhalten blieb. Die vielen zeitlichen Funde wie etliche Wandsockel- und Deckenputzfassungen. Unklar ist, ob die 7 Gewölbe im Bereich des EG- Vorgängerbaus aus der Renaissance stammen oder im Barock eingebaut wurden.
Der Park bekommt zwei Kavalliershäuser, die ebenso im Mansardstil als Zwillingsgebäude die Barocke Terrasse, wie Herr Gurlitz im 19 Jhd den Park beschreibt einrahmen. Auch der Eiskeller am BronaerWeg erhält als Fenster
F.W. von Schack verkauft seine Güter nach 38 Jahren an seinen Bruder…

Otto Bogislaw vom Schack
1745

Der preußische Major kauft die Güter Radibor und Quoos (bereits 1737) von seinem Bruder und vererbt beide an seinen Sohn Otto Bogislaw hatte am 12.09.1737 für Gut Quoos und am 7.09.1745 für Gut Radibor die kurfürstliche Belehnung erhalten. Sein ältester Sohn Otto Friedrich übernahm die Bewirtschaftung. Das scheint wenigstens aus der Vasallentabelle von 1756 hervorzugehen, wo es heißt: Otto Friedrich, 30 Jahre, Lieutenant a. D., hält sich auf den sächsischen Gütern auf. Durch den frühen Tod dieses Sohnes werden die Güter an einen anderen Sohn übertragen:

Gneomar Bernd Wilhelm von Schack
1758

Da Otto Friedrich noch vor dem Vater starb, gingen dessen gesamte Besitzungen an den zweiten Sohn, den Kammerherrn Gneomar Bernd Wilhelm, über, dem der Vater die obigen Güter bereits am 22. Mai 1758 abgetreten hat. In seine Zeit fällt auch die Privatisierung des Guts, dass bis 1759 noch auf Antrag seines Großvaters F.W. v. Schack in Lehnsrechtlich dem Kurfürsten von Sachsen als Markgraf der Oberlausitz unterlag. Am 30.10.1765 verkauft Gneomar Bernd Wilhelm den gesamten sächsischen Besitz an den Generalfeldzeugmeister Joseph Freiherrn von Ried.

Kaiserlicher General Baron Joseph Freiherr v. Ried
1765

Der überlieferte Kaufpreis von 80,000 Thaler hätte heute (2023) einen Gegenwert von ca. Euro 4,5 Mio. J.von Ried ist der erste katholische Besitzer seit der Reformation. Er stammt aus der Reichsstadt Offenbach, stirbt aber schon nach wenigen Jahren, worauf Radibor an dessen Bruder, den Oberstleutnant Baron Ludwig von Ried fällt.

Oberstleutnant Baron Ludwig von Ried
1768 ca

Verkauf nach ca. 15 Jahren an…

Von Wumb für Johanna Nepomucena Reichsgräfin von Gonrecourt (von Bolza)
1783

Die Gräfin war seit dem Tod des Vaters, der kursächsische Hofbankier Joseph Graf Bolza (*1719 – † 15.08.1782 in Dresden) Waisenkind und so kaufte Herr von Wumb für sein Mündel 1783 die Güter Radibor, Quoos u Bornitz. Ihre Mutter Johanna Nepomucena Gräfin Bolza (1732 – 1804) war die Gemahlin des Joseph von Bolza und wurde 1762 von der Königin von Frankreich, Erzherzogin Maria Antonia von Österreich, (1755 – 1793 beauftragt die Taufpatenschaft ihres Sohnes zu übernehmen.
Seit 1787 war Maria Johanna Nepomucena mit dem Grafen von Gondrecourt vermählt, einem franz. Kreolen aus Guadeloupe, wo er große Zuckerplantagen besaß. Ihn begleitete Sie 1802 nach Paris und verkaufte daher sukzessive die Güter Quoos und Bornitz (1803) nebst Ländereien für 60,000 Thaler um ihren Lebensstil zu finanzieren. Unter Gräfin von Bolza verschärfte sich die feudale Abgabenlast der hiesigen Bauern, weshalb sie auf ihren Gütern nicht sehr beliebt war. Nach 22 Jahren erfolgte schließlich der Verkauf von Gut Radibor an…

Carl Friedrich Wilhelm von Bose
1805

Der sächsischer Rittmeister Carl Friedrich Wilhelm (†1818) kauft 1805 Gut Radibor (ohne Quoos und Bornitz) von Gräfin von Bolza für 80.000 Thaler (Gegenwert im Jahr 2023 ca. Euro 4,5 Mio.) gekauft. Als sein Sohn Curt von Bose zehn Jahre alt war, starb sein Vater, woraufhin das Schloss im Folgejahr 1819 für 50.000 Taler an den herzoglich gothaischen Regierungsrat Johann Georg Geissler verkauft wurde.

Curt von Bose
1818

(* 1.03.1808 Radibor bei Bautzen; † 10.11.1884 in Unwürde, Löbau)
Dieser bekannt gewordene sächsische Junge erbt Gut Radibor mit 10 Jahren 1818. Im Jahr 1820 starb auch von Boses Mutter, so dass die Kinder Vollwaisen waren.
https://de.wikipedia.org/wiki/
Curt_von_Bose.

Der 11 Jährige verkauft Radibor und führt später ein abwechslungsreiches Leben, nachzulesen in Wikipedia.

Regierungsrat Johann Georg Geissler
1819

der herzogliche gothaische Regierungsrat kauft Radibor für 50,000 Thaler (Gegenwert 2023 ca. Euro 3,1 Mio.). Seine Vererbung an einen Sohn erfolgt nach 11 Jahren.

Werner Reinhold Geissler
1830

Doktor Jurist. Verkauf nach 12 Jahren.

Von Swoboda
1842

Verkauf nach einem Jahr an…

Von Voss
1843

Verkauf nach 9 Jahren an…

Clemens Graf von Einsiedel
1854

Clemens (*1817, +1892) mit schottischer Ehefrau Elizabeth Campbell (1823-1906). Begraben in Kleinwelka.

Zum Rittergut gehören 1854 102,2 ha Land: 57 ha Feld, meißt guter Weizenboden, 14,5 ha Wiesen, 17,7 ha Wald und 10 ha Teiche, 50 Rinder, 12 Pferde und 300 Schafe. Zugleich hat das Gut eine bedeutende Brauerei und auf seinen Fluren ein starkes Braunkohlenlager. Der Ort zählt 90 Häuser.

1854 finden umfassende An- und Umbauten statt: neue Wandfassungen mit blauen Mustern, wie z.B. ein Delfter Fließen-Imitat, offene Kamine und umfassende neue Holzdielen, datiert auf 1854, evtl. Holztäfelungen. Die burgartigen Außenpfeiler, die an der Ostseite zu einem Balkon ausgeformt werden könnten, allerdings schon vor 1854 angebaut worden sein.

Der Vorplatz bekommt eine Zaunanlage mit zwei Holztoren und grenzt sich nun vom Rittergutshof ab. Der West-Pavillon bekommt eine kleine Orangerie.

Graf Clemens vererbt nach 38 Jahren an seine unverheirateten Töchter…

Elizabeth Albertine Mathilde u. Aloyse Anna Friederike von Einsiedel
1892

(*1850,+1928), (*1853,+1929), Sie vererbt das Gut nach 37 Jahren an ihre Nichte (Tochter von Schwester Helene Anna Sahrer von Sahr). (Älteste Schloss-Außenaufnahmen von 1906/08) https://www.deutschefotothek
.de/gallery/freitext/radibor

Johanna von Welck (geb Sahrer von Sahr)
1929

(*1875, †1956). Sie ertüchtigt das Schloss in den 1930er Jahren: Eine Kohle-Zentralheizung wird im Keller installiert. Hierzu werden anscheinend die Barockkamine über Dach entfernt und neue Kamine in die Wände geschlagen. Das Schloss erhält Elektrik und moderne Kastenfenster. Die alten barocken symmetrischen Kaminzüge über Dach fallen dem Umbau zum Opfer (Auf Foto von 1937 nicht mehr vorhanden). Das Innenhofatrium wird mit einem Glaspultdach überdacht. Erste s/w-Fotos der Innenräume (1930er) sind vorhanden. Einige späte Jugendstil-Tapeten und unter putzte Zeitungen von Weihnachten 1939 konnten gesichert werden. Gräfin Johannas ältester Sohn Magnus ist als Erbe vorgesehen. 1944 wird seine Nichte Bettina von Saint-André geb. Welck im Schloss geboren, da sein Bruder Detlev eine Wohnung im Schloss hat und seine schwangere Frau 1944 den Weg ins Bautzner Krankenhaus nicht schafft. Zum Erbgang an Graf Magnus kommt es nicht mehr: Die Familie muss 1945 binnen Minuten vor der Roten Armee fliehen. Johanna ist damals 70, ihr Mann 80 Jahre. Die Vertreibung erfolgt 1945, nach drei Generationen nach 91 Jahren im Familienbesitz. Schloss und Gut werden geplündert. Am 10.09.1945 wird die Bodenreform beschlossen, die bis heute das Baudenkmalensemble (willkürlich) zergliedert.

Landkreis Bautzen
1946

Lehrbildungsanstalt zur Ausbildung sorbischer Neulehrer (umfassendes Fotomaterial 1949). Im Inneren werden bis 1949 in beiden Etagen Räume durch den Abriss massiver Innenwände zusammengelegt, Einbau von Stahlträgern, Einbau eines Holzestrichts auf die Dielungen. Umfassendes Zumauern der Enfiladen, neue Türöffnungen. 1950 Abriss der Portalfiguren, 1950-55 Abriss der alten Granittreppenstufen der Schlosstreppe. ca. 1950 Pflanzung von zwei Rotdörnern vor dem Schloss, 1950 Wandfresco v Horst Schlossar, sozialistischer Realismus), umfassendes Fotomaterial
(https://www.deutschefotothek.
de/gallery/freitext/radibor
)
1960 LPG Küche und Lager, Planungsunterlagen aus den 1970ern belegen die Planungen mit umfassenden massiven Umbauten und Zerstörung des alten Raumkonzepts an Schloss und Gartenanlage. Diese kommen glücklicherweise nicht zur Ausführung.1971 Unterschutzstellung als Bodendenkmal bis 1988 Jungeninternat der sorbischen erweiterten Oberschule Kleinwelka (60 Plätze). Nach Schließung wurde das gesamte Anwesen vandalisiert. 2001 die Offene Vermögensfrage Schloss wird nicht an Familie von Welck rückübereignet.

(Rechtsträger): Domowina Zwajazk Luziskich-Sebow (Union der Lausitzer Wenden, e.V.) Abteilung Schule und Erziehung
1948

Das Volksbildungsministerium überlässt dem o.g. Verein als Rechtsträger das Schloss, welches eine Lehrbildungsanstalt zur Ausbildung sorbischer Neulehrer gründet. Im Inneren werden bis 1949 in beiden Etagen jeweils zwei Räume durch den Abriss massiver Innenwände zusammengelegt, und mit dem Einbau von Stahlträgern Lasten neu verteilt. Ein Holzestricht auf alter Felderdielungen zerstört diese im Entree. Neuzuschnitt der Räume (Zumauern der Enfiladen, neue Türöffnungen. 1950 erfolgt der Abriss der Portalfiguren, 1950-55 der Abriss der alten Granittreppenstufen der Schlosstreppe. ca. 1950 Pflanzung von zwei Rotdorne vor dem Schloss (Fällung 2023). Ca.1955 entsteht ein großer Wandfries von Horst Schlossar im Stil des sozialistischen Realismus, welches Trachten aus drei Regionen Bischofswerda, Bautzen und Hoyerswerda mitdarstellt. Ein umfassendes Fotomaterial dokumentieren die baulichen Veränderungen ab 1949, einzusehen unter
https://www.deutschefotothek.de/
gallery/freitext/radibor.


1960 entsteht eine LPG Küche und Lager. Nicht umgesetzte Planungsunterlagen von 1970 belegen eine umfassende Zerstörung des alten Raumkonzepts von Schloss und Gartenanlage. Dieses Vorhaben kommt glücklicherweise nicht zur Ausführung. Die Unterschutzstellung (Bodendenkmal) erfolgt im Jahr 1971. Mehr zu Domowina:
https://www.domowina.de/pl/
domowina/zur-geschichte-der-domowina

"Eigentum des Volkes“ - Rat des Kreises Bautzen
1987

Bis 1988 war hier ein Jungeninternat der sorbischen erweiterten Oberschule Kleinwelka mit 60 Plätzen etabliert.
Nach dessen Schließung wurde das gesamte Anwesen immer weiter vandalisiert. Der Außenraum verwildert, ein dichter Jungwald umsteht das Hauptgebäude.

Landkreis Bautzen
1994

Der Landkreis übernimmt unter der Oberfinanzdirektion Chemnitz der Vermögensordnungsstelle Dresden das Flurstück 121/1 (Schloss und Park mit Wald und Teich). Die Treuhand übernimmt den Verkauf des völlig runtergekommen Anwesens

Michael Dewath
1999

Kauft das Schloss von der Treuhand. Dieser unternimmt nichts, um weiteren Verfall zu stoppen. Man kann rein spekulative Motive annehmen.
2001 findet keine Rückübereignung an Nachfahren der Familie von Welck statt. Rechtlich wäre ein Rückkauf des Anwesens möglich gewesen.

Internationaler Burnout Fund e.V. (CH) Erwin Feurer
2010

Herr Feurer ersteigert bei den Deutschen Grundstücksauktionen eingebracht von Herrn Dewath das Schloss für € 25.000. Die Gründung eines Fördervereins zur Rettung des Schlosses und die Erstellung eines Nutzungskonzeptes mit öffentlicher Teilhabe und Einbindung gelingen nicht. Eine Denkmalschutzförderung fördert immerhin den Beginn der Notsicherungsmaßnahmen am nördlichen Dach und erste angefangene statische Sicherungsmaßnahmen. Zugemauerte Fenster werden in seiner Dekade geöffnet, fehlende provisorisch mit Kunstofffenster ergänzt und notsicherungstechnisch wiederverglast. Im Park ums Schloss erfolgt eine konsequente Entbuschung und Rodung von Jungaufwuchs. Auch die beiden kleinen Dachstühle der Parkpavillions werden saniert; Zwei umgestürzte alte Bäume beschädigen Schloss und einen Pavillon, deren Schadensbeseitigung viel Aufwand bedeuten welches letztendlich demotivierend eine Verkaufsentscheidung befördert. Das Schloss bleibt so also weitere 10 Jahre unbewohnt (seit 1988). Dennoch beleben zeitweise ein paar wenige Kulturveranstaltungen mit Antiquitäten- und Kunstausstellungen und dem Tag des offenen Denkmals (mit 2.500 Besucher im Sommer 2011) das Anwesen und bringen es zurück ins öffentliche Gedächtnis. Trotz einiger baulicher Anstrengungen wurde zu wenig Substanzschutz betrieben. Die mittels Spenden erträumte Schlosssanierung kommt nicht zustande.
https://schlossradibor
.blogspot.com/

Im Februar 2021 erfolgt der Verkauf an

In familiärem Besitz
2021

Zunächst wurden Notsicherungsmaßnahmen begleitet durch den Architekten Stephan Biller durchgeführt und Planungsgrundlagen (Baugrundgutachten, digitale Vermessung, und denkmalpflegerische Untersuchungen) geschaffen. Ziel ist es eine komplette historische Wiedererrichtung zur Wohn- und Eventvermietung mit Zitaten aus den prägenden Epochen zu erschaffen. Hierfür sind intensive statische Maßnahmen erforderlich, wie die Rückverankerung der ausgerissenen Fassaden an die Querwände, eine Gewölbesanierung, die Dachsanierung mit Kranzgesims, Gauben, vermörtelten Dachziegel, Kaminkronen etc. Die historischen Untersuchungen zeigen eine ursprünglich (1719) aufregend abwechslungsreich gestaltete weiß-gelbe Fassadengestaltung. Auch der Innenhof war farblich ungewöhnlich reich gegliedert. Im Inneren wurde durch Abriss der unauthentischen Vermauerungen die authentische Raumfolge, Nischen und Kaminöffnungen wiederhergestellt. Wundersam aus einer vergangenen Epoche kamen Wandsockelbemalungen zum Vorschein, die die Raumgestaltung prägen werden. Eine Renaissance-Holzbalkendecke wurde identifiziert, und kann authentisch wieder aufgebaut werden, ebenso verschiedene Stuckprofile und Sandsteinfriese. Ob das Fresko von ca. 1955 (Stil des DDR – sozialistischen Realismus) zu sehen sein wird ist noch nicht entschieden.
Der Park wird als strukturreiches Biotop dem Ensemble einen würdigen landschaftlichen Rahmen geben. Der sehr alte Baumbestand, die malerischen Pavillons mit Gewächshaus, der Schlossteich, die Wassergräben, die Streuobstwiese, die Feldsteinmauern und Holzzäunen mit Holztoren prägen den einzigartigen Ort.
Die Einweihung wird voraussichtlich noch vier bis fünf Jahre andauern. Schockierender Weise ist Herr Biller im Mai 2023 völlig unerwartet verstorben. Wir trauern in Anteilnahme um unseren sehr geschätzten Architekten.
Die Chronik zählt in 626 Jahren 36 Eigentümer: es ergibt sich eine rechnerisch Durchschnittsdauer von 17,3 Jahren pro Eigentümer.